Zu jung, um zu sterben, zu alt, um zu arbeiten?
Eine diffuse Gesellschaft im Schatten der Krisen
Wie Rekrutierer mit Profilen und älteren Mitbürgern umgehen, erlebe ich seit 2023 hautnah. Es sind nicht nur die Tausenden von Bewerbungen, die ich verschickt habe und die hier und da merkwürdige Anmerkungen und Bedingungen mit sich brachten. Es ist auch zu beobachten, wie die Profilauswertungen skurril und fragwürdig verlaufen. Oft wird jemand bevorzugt, der nicht unbedingt der beste Kandidat ist, sondern derjenige, den man gerne einsetzen möchte. Ich möchte hier ein paar Gedankengänge und Punkte mit euch teilen, die mir in diesem Zusammenhang gekommen sind.
Gesellschaftlich läuft vieles falsch, und das spürt jeder. Es geht nicht nur um den Umgang untereinander, sondern auch um die Vorstellungen, wie wir die Zukunft gestalten wollen. Das wird jedoch nicht funktionieren, wenn man das Leistungsprinzip, Motivation und Berufserfahrung über Bord wirft. Planung braucht Substanz und Orientierung. Unklarheiten über Wahrheiten und Tatsachen können stark an das Fundament rütteln und es schwächen. Vertrauen ist entscheidend, nicht nur im Kleinen, sondern besonders, wenn sich eine Gruppe von Menschen strategisch auf alle Eventualitäten des Lebens vorbereitet, um sich zu schützen. Bei der steigenden Komplexität der Technologie und den zunehmenden Gefahren aus der Cyber-Unterwelt, wäre es fatal, erfahrene Ressourcen einfach über Bord zu werfen. Das wäre vergleichbar damit, zu warten, bis das Feuer in einem Hochhaus ausbricht, und erst dann die Feuerwehr einzustellen und anzutrainieren, bevor es zum Einsatz kommt. Wenn das Feuer ausbricht, macht es keinen Unterschied, wer mehr oder weniger "es verdient hat" – die flackernden, orangefarbenen Silhouetten nehmen alles mit.
Es war schon immer so, dass diejenigen, die länger dabei sind, die neuen Kollegen anlernen – ob im Beruf, im zivilen Leben, im Militär oder in anderen Bereichen. Das ist normal und natürlich. Ältere Mitarbeiter brauchen oft nicht viel Zeit, um sich in neue Themen einzuarbeiten und machen dabei schon in der Planungsphase weniger Fehler. Aber wenn man wegen eines fehlendes Begriffs wie APEX oder Kuskus im Profil eine ganze Karriere von 30, 40 oder 50 Jahren einfach ignoriert und verworfen, macht das keinen Sinn. Es sind oft kleine Details, die man als erfahrener Profi in zwei Stunden erlernen kann. Ein oder zwei Kommandos, die eine Funktion erweitern, oder etwas, das man mit ein paar Klicks erledigen kann – mehr ist es meistens nicht.
Es wäre ideal, wenn ein Land so wirtschaftlich abgesichert wäre, dass ältere Ressourcen nur noch auf Yachten entspannen könnten. Stattdessen sammeln viele Senioren Flaschen und recycelbares Material wie Dosen, um über Wasser zu bleiben. Überall wird Unterbesetzung am Arbeitsplatz als Grund für Verzögerungen, Verschleppungen und Verspätungen angeführt. Anstatt die erfahrenen Ressourcen, die aus einem Betrieb kommen, direkt in einem anderen, wo sie fehlen, einzusetzen, leiden diese Menschen unter den Umständen, obwohl sie das Problem lösen könnten, das gar nicht erst eingetreten wäre, hätte man auf sie gehört. Auch wenn nicht alles mit der globalen Politik verhindert werden kann, gibt es doch vieles, das möglich ist. Die Vorstellung, dass niemand einen Einfluss ausüben kann, ist schon mathematisch unsinnig: Wenn zwanzig Millionen Menschen anders und besser handeln, macht das einen großen Unterschied. Schon bei ein paar Millionen würde der Unterschied deutlich spürbar sein.
Würde es das Problem lösen, allein dadurch, dass zwanzig Betriebe inmitten der Städte Kitas im Erdgeschoss eröffnen? Könnte man dann Mütter, die als Mitarbeiter beschäftigt sind, wirklich verpflichten, wenn es hart auf hart kommt, mehrere Tage rund um die Uhr zu arbeiten, wenn keine weiteren Ressourcen verfügbar sind und Unternehmen samt ihrer Mitarbeitenden ins Ausland abgewandert sind? Besonders, wenn es beispielsweise um großflächige Cyberangriffe geht, die Krankenhäuser, Bahnhöfe, Flughäfen und zentrale Steuerungsstellen lahmlegen könnten? Ob diese Szenarien realistisch sind und tatsächlich eintreten, ist ungewiss. Aber es gibt Maßnahmen und Vorbereitungen, um einfachere Szenarien zu verhindern, während der Staat kommerziell und behördlich versucht, sich mit Knowhow und Technologien zu wappnen. In den Medien wird davon berichtet.
Je mehr Technologie und Bequemlichkeit, desto anfälliger wird das System für Fehler und Gefahren. Und je größer die Komplexität in unterbesetzten Bereichen, desto mehr innere Resignation und Kündigungen finden statt. Seit über zwei Jahren versuche ich, eine Überweisung von einer Bank zur anderen zu tätigen, bei der die alte Wohnanschrift auf dem Überweisungsbeleg erscheint. Eine Bank schiebt die Verantwortung auf die andere und umgekehrt. Alle sechs Monate spreche ich es an, aber es ändert sich nichts. Ich habe sogar angeboten, unter Vertrag und Verpflichtung persönlich vor Ort zu gehen, um das Problem zu lösen, und habe einen Lösungsansatz vorgeschlagen, doch es passiert nichts. Dieses Muster wiederholt sich auch bei der Post, DHL und anderen Stellen.
Ältere und erfahrene Fachkräfte haben die antrainierte Fähigkeit, Vermutungen anzustellen, woran solche Probleme liegen könnten. Das bedeutet nicht, dass jüngere Talente diese Fähigkeit nicht ebenfalls besitzen könnten. Doch wenn insgesamt Fachkräfte fehlen und man jemanden nicht sachlich, sondern aufgrund politischer oder gesellschaftlicher Bewegungen einsetzt – oder einfach, weil man es als 'cool' empfindet – dann bildet man sich ein, dass man mit dem aktuellen Lebenskonzept besser ist als alle vorherigen Generationen. Es entsteht die Illusion, dass man mit einer lockeren Arbeitsweise, ohne Hierarchien und ohne Führung, einfach tun kann, was einem gefällt und was Spaß bringt. Sich anzustrengen und Stress zuzulassen, wird als veraltet betrachtet. Nach dem Motto: 'Hinter mir die Sintflut'.
Source: destatis, 2023
Es ist kein Geheimnis, dass die Menschen länger leben und die Gesellschaft älter wird. Es gibt weniger Geburten und immer weniger Hochzeiten, während gleichzeitig die Zahl der Singlehaushalte und Alleinerziehenden, insbesondere Frauen, steigt. Frauen werden dazu motiviert, Studium und Karriere vor die Familiengründung zu stellen, während Männer zunehmend vorsichtiger sind, wenn es um Kinder aus nicht langfristigen Beziehungen geht. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie sich Beruf und Familie sowie die angestrebten modernen Lebensweisen, vor allem in Großstädten, aber auch darüber hinaus, miteinander vereinbaren lassen.
Jetzt meine Frage an euch: Wer wird den Unterhalt für die spätgeborenen Kinder zahlen, wenn Frauen immer später Kinder bekommen, verglichen mit der Vergangenheit? Wer wird das Work-Life-Balancing bewältigen? Und wer übernimmt die längeren Rentenzahlungen, wenn Frauen im Durchschnitt länger leben als Männer, während diese Lücke aufgrund von Stress und Unzufriedenheit immer kleiner wird?
Denkt daran: Wenn ein älterer Mann aufgrund von Zahlungsunfähigkeit in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren seines Lebens nicht mehr einzahlen kann, weil ihr ihn keine Arbeit gibt, dann fehlen diese Beiträge im System. Und ohne diese Beiträge steht die Kasse vor der Herausforderung einer systemischen Pleite.
Seit knapp zwei Jahren lebe ich vollständig von meinen Rücklagen, die bald aufgebraucht sind. Dann werde ich nichts mehr ins System einzahlen können, was zu einer Insolvenz führen wird. Für viele ältere Männer und Väter bedeutet das, dass sie keinen Kindesunterhalt mehr zahlen können und stattdessen selbst Unterstützung vom System benötigen. Ich sitze hier mit meiner Lebenserfahrung als Unternehmer, der das Land NOCH nicht verlassen hat, während viele Unternehmen bereits Deutschland den Rücken kehren.
Es deutet alles auf eine Krise hin. Die Wirtschaftskrise – ob selbstgemacht oder real – könnte zum totalen Zusammenbruch des IT-Markts in Deutschland führen, da der härtere Umgang mit den Fachkräften wie ein Boomerang zurückkommt. Die Stauung von Profilen und Bewerbungen bei Firmen täuscht den Eindruck vor, dass es nicht nur keinen Fachkräftemangel gibt, sondern sogar zu viele Fachkräfte vorhanden sind. Dies führt zu immer härteren Bedingungen: Gestern lag das Jahresgehalt bei 145.000 Euro und es fand sich niemand; dann wurde es auf 120.000 Euro gesenkt, und es fanden sich Berater, aber man drückte weiter. Schließlich wurde 100.000 Euro als Minimum angesetzt. Gleichzeitig sehe ich IT-Stellenanzeigen, die für 40.000 Euro jährlich angeboten werden, was suggeriert, dass diese Gehälter attraktiv seien – aber niemand denkt darüber nach, dass diese Beträge nicht einmal für die Lebenshaltungskosten reichen, geschweige denn, dass jemand dafür 500 km umziehen würde.
In einer zunehmend verrohten Gesellschaft scheint es so, als würden manche die Krise gezielt ausnutzen, um ihre Macht zu demonstrieren und andere auszubeuten. Ein Beispiel: Ich erhielt kürzlich ein Angebot für 130 Euro Tagessatz, und zunächst dachte ich, es seien 130 Euro pro Stunde – denn es scheint unrealistisch, dass jemand ernsthaft einen so niedrigen Satz anbietet. Es wirkt, als würde die Wirtschaftskrise von einigen als Gelegenheit gesehen, die Situation anderer auszunutzen, um sich selbst zu bereichern, während sie vorgeben, 'es ist die Zeit', obwohl die Gesellschaft in einer tiefen Krise steckt.
Was führt zu einem Verhalten in Generation Z, das trotz der verheerenden Auswertung von Profilen und dem Einsatz von Ressourcen keine Kontrolle durch Führungskräfte in Unternehmen zulässt?
Der Versuch, den Markt „zu normalisieren“ und die Preise unrealistisch nach unten zu drücken, kann dazu führen, dass der Markt kollabiert. Freiberufler werden nicht nur in Arbeitnehmerüberlassung (ANÜ) und Festanstellungen gedrängt, sondern auch immer mehr unter Druck gesetzt. Es gibt eine Inflation und die Verteuerung von allem – von Lebensmitteln bis Treibstoff und dem allgemeinen Lebensunterhalt. Zudem fordern Sozialdienste mit aufwendigen Tabellen immer mehr Geld. Meine Frage an euch ist: Wer denkt ihr, wird das Ganze finanzieren, wenn die Gesellschaft älter wird?
Alter muss dabei nicht nur chronologisch betrachtet werden, sondern auch im Hinblick auf geistige und körperliche Fähigkeiten. Als ehemaliger Notfallmediziner habe ich Tennisspieler gesehen, die mit 40 Jahren plötzlich einen Herzinfarkt erlitten, während ich auch den Fahrlehrer meiner Mutter kannte, der mit über 60 regelmäßig Marathons lief.
Was würde passieren, wenn der Krieg eine starke Eskalation erfährt und der Staat beschließt, Reservisten und andere eventuell einzuberufen? Wer wird die Positionen in Betrieben und Operationen halten? In vielen Ländern werden über Sechzigjährige NICHT zum Dienst berufen. Daher könnte es in diesen Zeiten eine kluge Investition sein, gerade solche erfahrenen Mitarbeiter als Sicherheitsnetz zu haben. Der Dreißigjährige, der im Sommer mit der GoPro die Alpen im Downhill-MTB befahren möchte, kann plötzlich nicht mehr da sein. Es ist bekannt, dass die meisten Unfälle und Erkrankungen bei Mitarbeitern am Wochenende auftreten.
Lasst mich euch mit einem Spruch aus unserer aktuellen Epoche aufmerken: Ihr schießt euch ins eigene Bein, wenn ihr mit dem angeblichen 'Alt' so umgeht.
Bei mir dauert es nicht länger, wenn ich kein Projekt oder einen vernünftigen Job bekomme, bevor ihr für mich umsonst zahlst. Weg werde ich nicht gehen. Ihr habt kaputt gemacht, ihr werdet dafür, wie man sagt, bezahlen. So macht sich Deutschland selbst fertig. Wenn man nicht glaubt, dann kann man nur so weitermachen, bis es das böses Erwachen kommt. Wir sehen das schon langsam deutlich, oder nicht?
Alternativ lasst euch helfen und sorgt gemeinsam dafür, dass die Sozialpläne zumindest irgendwie realisierbar sind, obwohl ich persönlich große Bedenken habe.
Zum Schluss noch ein Bild von meinem Sommertraining, bei dem ich viele tausend Kilometer spartanisch zurückgelegt habe. An diesem Tag bin ich von Frankfurt zum Bodensee gereist, habe eine Nacht im Zelt verbracht und bin am nächsten Morgen bei sehr heißen Temperaturen und vielen Staus in der Nähe von Stuttgart zurück nach Hause gefahren. Ähnlich war es in der Schweiz, wo ich bis nach Luzern und über den Klausenpass gefahren bin und dann wieder zurück.
Ich bin natürlich sehr daran interessiert, eure Meinungen und Gedanken dazu zu erfahren.